Wie ökologisch sind eigentlich Pfandgläser?

Wir wollen reden…

In einigen Online-Shops und auch in großen Supermärkten gibt es derzeit eine große Auswahl an Lebensmitteln in Pfandgläsern zu kaufen – aber wie nachhaltig sind Lebensmittel in Pfandgläsern eigentlich? Das Pfandsystem in Gläsern kennen wir alle schon sehr gut z.B. von hauptsächlich Milch- und Milchersatzprodukten. Nun gibt es aber unter anderen auch trockene Zutaten wie Linsen, Nüsse, Trockenfrüchte und vieles Weitere in Mehrweggläsern zu kaufen. Die Idee ist es, den Verpackungsmarkt zu revolutionieren und nachhaltiger zu machen. Die generelle Absicht finden auch wir sehr wichtig, dennoch möchten wir euch in dem Blogbeitrag erläutern, warum es bei der Thematik ein riesiges Problem gibt und die Pfandgläser nicht die perfekte Verpackung für alles Lebensmittel sind bzw. welche Schwachstellen es bei dem Mehrwegsystem gibt.

Das Forschungsprojekt „Innoredux“ hat dazu verschiedene Verpackungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen, miteinander verglichen und anhand von fünf Kriterien geprüft, wie ökologisch diese sind. Der Unverpackt Verband e.V. hat diese Ergebnisse veröffentlicht. Wir möchten euch heute einen Überblick über diese Ergebnisse liefern, denn das Thema ist ziemlich komplex. Daher hier nochmal der Hinweis, dass dies eine Zusammenfassung ist und der thematische Schwerpunkt auf dem Mehrweg-Glas liegt.

Das Problem mit den nachhaltigen Pfandgläsern

Die Ergebnisse zeigen, dass Lebensmittel, vor allem trockene Ware wie Nüsse, ein geringeres Gewicht als die Verpackung (Pfandglas) haben. Zum Vergleich: allein der Einwegdeckel des Pfandglases hat ein höheres Eigengewicht als die Einwegverpackung aus Plastik. Das führt zu höheren Transportemissionen, denn es wird mehr Platz für weniger Ware benötigt. Hinzu kommen die weiteren Emissionen durch Rücktransport und Reinigung der Gläser. Es zeigt sich auch, dass ein Mehrwegsystem nur in einem kleinen Radius von 500km Sinn macht – dabei sind der Hin-und Rückweg sowie eventuelle Zwischenstationen enthalten. Das deckt nicht mal Transportwege innerhalb Deutschlands ab. Des Weiteren ist bei Pfandgläsern eine hohe Materialintensität festzustellen, nämlich den durch Einwegdeckel. Wichtig sind in einem Mehrwegsystem sind außerdem gleiche Pfandgläser. Denn eigene Gläser können nur von der gleichen Firma wiederverwendend werden und gleiche Gläser dagegen überall. Somit generiert man mit gleichen Gläser, die überall abgegeben werden können, mehr Umläufe.

Natürlich sind Pfandgläser nicht in jeder Hinsicht schlecht oder unökologisch, sonst hätte sich das Mehrwegsystem nicht bewährt. Wichtig ist zu beachten welche Produkte sinnvoll sind in Pfandgläsern zu verkaufen. Für trockene Lebensmittel macht es ökologisch mehr Sinn unverpackt oder in sehr großen Gebinden (wenn man diese auch aufbraucht) zu kaufen.

Grafik: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), CC-BY-SA 3.0 DE

Pfandgläser ja, aber wie und was?

Das Mehrwegsystem und die damit zusammenhängende Ökobilanz lässt sich nicht auf alle Lebensmittel gleich übertragen. Es wäre falsch grundsätzlich zu sagen, dass alles in Pfandgläser zu kaufen gut ist oder andersrum, dass das Pfandsystem komplett unökologisch wäre.

Wichtig für ein ökologischeres Pfandsystem wäre:

  • Mehr Produkt pro Verpackung
  • Ein wiederverwendbarer Deckel
  • Mithilfe der Leute bzw. mehr Bewusstsein, dass Pfandgläser zurückgegeben werden und nicht im Altglas landen. Schnell zurückgebrachte Pfandgläser genieren mehr Umläufe!
  • Falsch ist das Vermitteln des Gefühls man wäre mit dem MW-System immer auf der „sicheren Seite“
  • Gleiche Mehrweg-Gläser in den meisten Herstellungs- und Verkaufsbetrieben
  • Keine trockenen Produkte in Pfandgläsern, die kein Vakuum benötigen (Sinnvoll ist ein Pfandglas vor allem bei Produkten, die flüssig sind oder/und ein Vakuum benötigen)

Und jetzt?

Wir möchten euch nichts vorschreiben, sondern lediglich aufklären und bitten euch deshalb folgende Prinzipien zu berücksichtigen:

  • Gewissenhaft mit dem Pfandsystem umgehen: Das System macht nur Sinn, wenn die Gläser auch zurück gebracht werden, sonst kann der Umlauf nicht generiert werden. Ein Pfandglas das nicht zurückgebracht wird, ist gleichgesetzt mit einem Einwegglas.
  • Nicht für alle Produkte macht das Pfandsystem gleichermaßen Sinn! (Grobe Faustformel für den Alltag wäre zum Beispiel: Ist das Produktgewicht geringer als das Verpackungsgewicht, ist die Ökobilanz eventuell nicht so gut.)

Wir hoffen wir konnten euch einen Einblick geben in das komplexe Thema! Es ist leider nicht alles immer so leicht und perfekt in der Nachhaltigkeit, deswegen bedarf es hier oftmals mehr Aufklärung als bei anderen Themen!

 Unter diesem Link findet ihr weitere Informationen zum Projekt Innoredux und den Ergebnissen der Studie.